Die Goldbergsage
Ein Goldkönig. Ritter. Goldelfen. Sie
alle leben noch immer oben im Gold-
berg – glaubt man einer Sage, die
schon seit Jahrhunderten von Genera-
tion zu Generation in Goldkronach wei-
tererzählt wird. Und nicht nur das: Der
Bergbauer Reinhold Nagel will die mys-
tischen Gestalten im 17. Jahrhundert
sogar beobachtet haben. Jedenfalls hat
er diese Geschichte erzählt:
Als er ge
genMitternacht amGoldbergvorbeigeht,
sieht ermehrere verhüllteGestalten, die
bis zum Goldberg hinaufgehen. Oben
angekommen, schlagen die Gestalten
ihreUmhängezurück, überall blitzendes
Gold. DerGoldkönig setzt sichauf einen
Thron. Rechts und links desKönigs stel
len sich die Ritter auf. Plötzlich tauchen
aus der Erde kleine, süße Elfen auf. Sie
tragen das Haar offen, geschmückt mit
Edelsteinen, ihre Körper sind mit Gold
bedeckt. ZueinemharmonischenRhyth
musbeginnendieElfenzu tanzen. Nach
dem Tanz hält der König eine Rede: Er
beschwert sich, dassdieMenschenver
suchen, sein Reich zu zerstören, ange
trieben vonHabgier. Ermuss seinReich
verteidigen. Dafür braucht er seineRitter
und die Elfen. Er beschwört sie mit den
Worten: „Wenn auch die Menschen ih
remStädtchendenNamenGoldkronach
gegeben, so verkünde ich nun, dass ih
nendasGoldbald fehlenwird. DieKrone
wird fallen, und das Ach wird den Men
schen übrig bleiben.“ ImChor antworten
die Ritter und Elfen: „Wir werden unser
Reichzuschützenwissen.“Dann tragen
die Elfen ihren König auf einemTeppich
davon, eineElfeflüstert demBergbauern
zu: „Lasst das Graben sein! Wir geben
den Menschen nur Bestimmtes. Wenn
ihnen das nicht reicht, so vernichten wir
ihre Werke.“
Als Reinhold Nagel seine Geschichte
den anderen am Morgen aufgeregt er-
zählt, wollensie ihnerschlagen. Schließ-
lichwollten alleweiter nachGold graben
und sich nicht durch eine solche Ge-
schichte verunsichern oder entmutigen
lassen. Doch – wie wir nun alle wis-
sen – derGoldkönigsollteRecht behal-
ten. Das Gold ging den Goldkronachern
bald aus.
(Geschichte nacherzählt aus Chronik
der Stadt Goldkronach, S. 155 f, „Der
Goldberg bei Goldkronach“, aus „Ober-
fränkische Sagen“ von Karl Diezel,
S. 25/26)
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