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Von Biersetzern, Brot-Benken und einer Hexe:

Kleine Geschichten aus dem historischen Alltag

Vorschriften für Bäcker

Wer in Goldkronach Bäckermeister

werden wollte, musste unter ande-

rem ehelich geboren und verheira-

tet sein. Darüber hinaus durfte ein

Bäckermeister nur an drei Tagen in

der Woche backen. Zudem sollte er

das Brot auf den „Brot-Benken“ ver-

kaufen. War das Brot zu klein oder zu

leicht, musste der Bäcker zwei Pfund

Brot an die armen Leute austeilen.

Bier musste gut pichen

Damit die Goldkronacher stets gu-

tes Bier zum Trinken hatten, wähl-

ten Bürgermeister und Rat aus den

Ratsmitgliedern einen so genannten

Biersetzer. Der musste die Qualität

des Bieres prüfen. Diese Prüfung

ging so: Man schüttete Bier auf eine

Bank und der Biersetzer setzte sich

mit seiner Lederhose drauf. Je bes-

ser er pichte, umso mehr war das

Bier wert.

Geheimnisvolles Verschwinden

einer „Hexe“

Im August 1663 hat man Katharina

Friedrich aus Nemmersdorf als Hexe

in die Fronveste gesperrt. Der Hen-

ker von Kulmbach kam, doch trotz

der Daumenschrauben hat sie kein

Geständnis abgelegt. Einen Tag spä-

ter ging der Vogt zu ihr und hat

„die­

selbe mit fernerweitiger Tortura und

nachdrücklicher animatvershionibus

bedrohet“

. Danach hat sie gesagt,

dass sie eine Hexe sei.

Allerdings ist sie wohl in der Nacht

nach ihrem „Geständnis“ geflüchtet

oder sie ist befreit worden. Jedenfalls

konnte sich der Vogt das Verschwin-

den nur so erklären: Sie hat sich

„in

absentia der Gerichtsknechtin der

Eißen und banden erledigt, ezliche

Ofenkacheln ausgestoßen, durch

das Feuer gekrochen und so dem­

nach ganz unverhoffter dings entflo­

hen und ward nicht mehr gesehen“.

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