Die Behörde als Dienstleistungsbetrieb
– mit Service-Schaltern, Beschwerde-Ma-
nagement, Unternehmensleitbild, Ausbil-
dungsbeauftragten? Es ist noch gar nicht
so lange her, dass diese Schlagworte wohl
lediglich mit ungläubigem Kopfschütteln
quittiert worden wären. Sowohl von Seiten
der Kommunalpolitiker, der Beamten und
der Angestellten des öffentlichen Dienstes,
als auch von den Bürgern selbst. Wie sehr
hat sich doch das Selbstverständnis von
Landratsamt und Rathäusern gewandelt.
Aber nicht alles ist anders geworden. So
war und ist der Landkreis Roth mit seinen
derzeit rund 450 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter einer der großen Arbeitgeber
und Ausbildungsbetriebe. Hier wurde der
berufliche Nachwuchs schon immer selbst
ausgebildet. Waren es früher in erster Linie
Beamte, sind es heutzutage mehr Verwal-
tungsfachangestellte, die unter dem Dach
der Behörde eine fundierte Ausbildung er-
halten – das trifft auf mehr als 300 junge
Männer und Frauen in den vergangenen
vier Jahrzehnten zu!
Gutes Konzept
Und es hat sich herum gesprochen: Die
Ausbildung im Rother Landratsamt kann
sich sehen lassen! Nicht umsonst ist das
Haus Ausbildungsbetrieb für die Regierung
von Mittelfranken und für weitere Behör-
den. Nach Praktikumsplätzen herrscht eine
so rege Nachfrage, dass es – sehr zum
Leidwesen der Ausbildungsbeauftragten
Waldtraud Bößl – ohne Absagen nicht im-
mer geht.
Als sie selbst noch „Azubi“ war, sahen All-
tag und Ausbildung in einer Behörde wie
dem Landratsamt ganz anders aus.
Wer kannte früher schon einen Compu-
ter? Eine elektrische Schreibmaschine war
schon das höchste der Gefühle! Standard-
briefe abspeichern? Das kam erst in den
1980er Jahren mit den damals als super-
modern geltenden Bildschirmschreibma-
schinen dazu.
Jedes Schreiben wurde individuell vom
Sachbearbeiter diktiert und dann im
Schreibbüro – von Angestellten (in der
überwiegenden Mehrheit Frauen) – sauber
abgetippt.
Die Auszubildenden und Beamtenanwärter
wurden – ehrlich gesagt – manchmal eher
als Belastung gesehen – nicht nur, weil es
ihnen am Wissen fehlte. Sondern ganz ein-
fach an der technischen Ausstattung. Nur
wenn ein (ausgebildeter) Mitarbeiter Ur-
laub hatte oder krank war, konnte der Aus-
zubildende an einem „richtigen“ Schreib-
tisch Platz nehmen. In allen anderen
Fällen – also damit zum größten Teil der
Ausbildungszeit – musste ein Beistelltisch
genügen. Samt Papier, Kugelschreiber und
Gesetzbuch, erinnert sich die heutige Aus-
bildungsberaterin an „damals“.
In den Anfängen des neuen Landkreises
Roth im Jahr 1972 war ein guter Teil der
Landkreis-Verwaltung in einem engen
Gundekar-Wohnblock in der Paracelsus-
straße in Roth untergebracht. Die Auszu-
bildenden waren dagegen noch in den al-
ten Landratsämter-Gebäuden Hilpoltstein
und Schwabach aufgeteilt. Eine kontinuier-
liche Begleitung oder gar Förderung – wie
heute gang und gäbe – war unter diesen
Umständen kaum möglich, so Bößl.
Besser wurde alles mit dem Umzug ins
neue Landratsamt im Jahr 1986. Das
Haus ist großzügig, hell, und geräumig.
Aus einer grauen Behörde ist schon rein
optisch ein Dienstleistungsbetrieb gewor-
den, in dem sich Bedienstete und Bürger
wohlfühlen können.
Endlich also Rahmenbedingungen, die
auch den jungen Leuten entgegen kom-
men. Heutzutage wird einer guten Ausbil-
dung unter dem Dach des Rother Land-
ratsamtes ein hoher Stellenwert einge-
räumt.
Alles andere als verstaubt
Das Landratsamt Roth als Ausbildungsbetrieb
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Ausbildung im Landratsamt