Mann geht arbeiten und verdient den Le-
bensunterhalt. Frau ist zu Hause, erzieht
die Kinder und kann sich vielleicht noch ein
paar (bezahlte) Arbeitsstunden „gönnen“ –
so oder so ähnlich sah das gängigste Ge-
sellschaftsmodell noch zu der Zeit aus, als
der Landkreis Roth in den Kinderschuhen
steckte.
Vor vierzig Jahren gab es hier keine Sozi-
alpädagogik. Böse Zungen könnten an-
fügen: ein Segen! Aber wir leben in einer
anderen Zeit. Man denke nur an das Thema
Kinderbetreuung, was vor allem mit dem
veränderten Rollenverständnis der Frau in
Einklang zu bringen ist. So fanden sich da-
mals weder eine Erziehungsberatungsstel-
le noch eine Kinderkrippe. Ein Jugendamt
bestand aus Verwaltungskräften und dann
und wann zog eine Fürsorgerin durchs
Land. Aber: In allen Gesellschaften war
und ist es notwendig, Kinder zu schützen
und Familien zu unterstützen.
Sozialpädagogik lässt sich mit Medizin
vergleichen. Je intensiver wir uns mit
Themen beschäftigen, desto stärker wird
ausdifferenziert. Anders formuliert: Hier
sind Spezialisten zugange. Sie stehen
Ratsuchenden zu den unterschiedlichsten
Fragestellungen Rede und Antwort. Das
Spektrum reicht von sozialpädagogischer
Beratung über die Vermittlung finanzieller
Hilfen bis hin zur Familienhilfe.
Im Landkreis Roth entstand in den vergan-
genen 20 Jahren eine große Bandbreite
an Hilfsmöglichkeiten. Neben der Erzie-
hungsberatungsstelle und der Heilpäda-
gogischen Tagesstätte finden Familien Un-
terstützung u.a. bei Erziehungsbeiständen
und der Sozialpädagogischen Familienhil-
fe.
Gruppenangebote
Für Kinder gibt es ganz allgemein die So-
ziale Gruppenarbeit – und im Speziellen
sogar eine eigene Gruppe für Scheidungs-
kinder.
Im Jugendamt arbeiten Fachleute, die sich
bei Krisen vor Ort ein eigenes Bild machen,
die Jugendliche bei Gerichtsverfahren be-
gleiten oder Pflegeeltern beraten. In den
vergangenen Jahren fand Sozialarbeit in
den Schulen Einzug.
Die Jugendhilfe bemüht sich also einer-
seits um passgenaue Hilfen; andererseits
wird stets versucht, so früh wie möglich
schwierige (Familien-)Situationen zu er-
kennen, um diese gemeinsam mit den
Betroffenen zu bearbeiten. Und im besten
Falle zum Wohle aller zu lösen.
Bei dieser Vielfalt an Hilfeleistungen und
Unterstützungsmöglichkeiten ist Koopera-
tion und Vernetzung wichtig. Eine wesent-
liche Rolle spielt dabei die Koordinierende
Kinderschutzstelle (KoKi), die unter dem
Dach des Rother Landratsamtes 2010
institutionalisiert wurde.
Nur ein Beispiel, wie individuell heutzutage
die Förderung von Kindern und Jugendli-
chen aussieht: In den 1960er Jahren gab
es vielerorts „Anstalten“, in denen viele
Kinder von einer „Schwester“ in einem gro-
ßen Raum betreut wurden. Bildungsplan,
individuelle Förderung? Fehlanzeige.
Heute erleben wir Krippen, Horte und Kin-
dergärten mit gut ausgebildetem Fachper-
sonal. 90 Kindertageseinrichtungen sind
im Landkreis Roth beheimatet und als sol-
che öffentliche Einrichtungen der Kinder-
und Jugendhilfe. Kindergärten als Lebens-,
Immer im Dialog
Das Jugendamt
Lern- und Entwicklungsorte für Kinder sind
heutzutage eine kulturelle Selbstverständ-
lichkeit – und damit beweist die Angebots-
dichte im Landkreis Roth, dass Pädagogik
fester Bestandteil einer modernen Gesell-
schaft sein kann. Und muss!
Landratsamt Roth
Jugendamt
Dr. Manfred Korth
Zimmer 011
Weinbergweg 1
91154 Roth
Tel.: 09171 81-226, -307
Fax: 09171 81-7307
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Jugendamt