Informationsbroschüre Stadt Roth - page 61

der Fürstenstand, ein neugotischer Chor wur-
de eingebaut, eine neue Kanzel auch. Bei ei-
ner Sanierung in den Jahren 1976/1977 bekam
die Kirche einen neuen Altartisch, neue Lese-
pulte und ein neues Taufbecken, Grabsteine (um
1600) wurden in die Chorwand eingebaut. Be-
sonders an der Kirche sind die
Wetzrillen und
Löcher
neben dem Tor im Süden. Niemand
weiß, woher diese Schäden stammen. Eine The-
orie sagt, dass die Bürger, die in den Krieg ge-
zogen sind, dort ihre Schwerter gewetzt haben.
Eine andere Theorie will wissen, dass man den
abgekratzten Sand den Kühen in die Hufe ge-
streut hat. Richtig ist, dass dort der Pfarrer in
der Osternacht mit einem Wetzstein das Licht
für die Kirche angezündet hat.
Vor der Kirche steht ein
Brunnen
(von Karl
Kandel), der zum 50. Geburtstag der Rother
Schlosshofspiele 2007 dort aufgestellt wur-
de. Oben thronen vier Bronze-Figuren aus der
„Commedia dell’arte“. Diese Figuren stehen auf
einem marmornen Sockel, der wie ein Vorhang
fällt.
Älter als der heutige
Marktplatz
ist der erste
Dorfplatz, der
„Willy-Supf-Platz“
, hier standen
wahrscheinlich die ersten Häuser Roths und die
1534 abgetragene Nikolauskapelle.
Weitere
wichtige Gebäude
in Roth sind das
Gasthaus „Schwarzer Adler“
(Allersberger
Straße 1) – erste Erwähnung als Gasthaus 1536;
das
Jugendhaus
(Neues Gässchen 3) diente im
19. Jahrhundert der katholischen Gemeinde als
2
3
4
1
Turm der Stadtkirche
2
Seckendorffschlöss-
chen
3
Jugendhaus
4
Stadtgarten
5
Brunnen
„Commedia dell‘arte
Ein spannender Rundgang
Kirche; die
Katholische Kirche
(Ratiborer Stra-
ße) wurde 1898 im neugotischen Stil gebaut;
die
Kreuzkirche
, 1625 gebaut auf dem 1534
angelegten Friedhof; die
Obere Mühle
(neben
dem Fabrikmuseum), nachweisbar seit dem 15.
Jahrhundert.
Der
Sieh-Dich-Für-Weg
hatte früher eine ganz
besondere Bedeutung:
Dort war die
Grenze des
Asylbereichs
. Wer sich
auf diesem Weg befand,
musste sich vorsehen,
nicht noch weiter die Stadt zu verlassen. Denn
hinter diesem Weg konnten die Asylanten von
ihren Verfolgern aufgegriffen werden. Wahr-
scheinlich im 14. Jahrhundert wurde Roth zur
Asylstätte und entwickelte sich bald zu einem
der bedeutendsten fränkischen Asylorte. In ei-
nem Asyl (auch Freiungsstätte genannt) fanden
Flüchtende Schutz vor ihren Verfolgern, die ih-
nen wohl meistens Gewalt antun wollten. Im
Asyl konnten sie dann vor einem Gericht ver-
suchen, ihre Unschuld zu beweisen. Dabei ging
es aber nicht um Mord oder ähn-
liche schwer wiegende Strafta-
ten, sondern eher meistens
um Wirtschaftskriminel-
le, die ihre Schulden
nicht mehr bezahlen
konnten.
So hat der aus
Nürnberg geflohene George
Fournier 1574 die leonische
Drahtherstellung nach Roth
gebracht
. Zwischen 1526 und
1626 haben 1100 Asyl-
suchende aus dem gan-
zen Heiligen Römischen
Reich Deutscher Nation
eine Zuflucht in Roth ge-
funden, auch Männer aus
Frankreich, Spanien und
Italien waren dabei. Ein
Edikt hat am 4. Juni 1799
bestimmt, dass Roth kein
Asyl mehr gewähren darf.
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