Freizeit und Erholung
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Herr Helmhagen, was verschlägt einen Groß
städter aus Nürnberg in den kleinen Markt
Wendelstein?
Die Liebe zu einer Wendelsteinerin und die
Gründung einer eigenen Familie. So wohnten
dann zwei Familien, wie das früher so üblich
war, harmonisch unter einem Dach.
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Was gefällt Ihnen an Wendelstein besonders gut?
Da gibt es eine ganze Menge. Ich habe ja in
den vergangenen fast 50 Jahren sehr viel hier
in Wendelstein erlebt. Natürlich hat sich vieles
gewandelt – mal positiv, mal weniger positiv.
Besonders gut gefällt mir die Kirchweih, die
schon seit Jahrhunderten gefeiert wird und
sich dabei im Grunde genommen nicht groß-
artig verändert hat. Keine großen Bierzelte,
sondern eher eine Wirtshaus-Kirchweih. Ein
weiterer Höhepunkt ist natürlich das „New
Orleans Music Festival“. Eine Veranstaltung,
an die ich mich in der näheren Vergangenheit
gerne erinnere, ist das Konzert anlässlich des
Heilig-Drei-Königs-Tags. Da habe ich selbst
mitgewirkt und das hat mir große Freude
bereitet. Das ist meiner Meinung nach auch
das, was Wendelstein ausmacht: Die Leute hier
packen an und stellen selbst etwas auf die
Beine.
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Wie würden Sie den typischen Wendelsteiner
beschreiben?
Den typischenWendelsteiner gibt es in meinen
Augen gar nicht. Als ich damals hierhergezo-
gen bin, hatte der Ort gerade mal rund 1.900
Einwohner. Da war hier alles noch sehr boden-
ständig. Man ging zum Beispiel noch ins
Wirtshaus zum Stammtisch. Mit dem wach-
senden Zuzug aus Nürnberg haben immer
mehr Landwirte ihr Land verkauft, so dass es
heute eigentlich keinen Bauern mehr gibt. Das
dörfliche Leben, wie es einst stattfand, gibt
es heute auch nicht mehr. Das liegt meiner
Meinung nach aber nicht nur am Zuzug aus
Nürnberg und anderen Städten, sondern auch
am Fernsehen. Aus dem Kreis der Familie ist
ein Halbkreis geworden. Es hat sich halt alles
ein wenig gewandelt.
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Welche Freizeittipps würden Sie einem Nicht-
Wendelsteiner geben?
Na, die Gäste sollten mal am Kanal spazieren
gehen – das ist sehr schön und entspannend.
Wer ein wenig weiter wandern will, der mar-
schiert bis zum Steinbrüchlein. In der anderen
Richtung empfehle ich einen Spaziergang über
Raubersried in den Reichswald zum Köhler, wo
noch echte Holzkohle hergestellt wird. Die
nächst größere Attraktion ist natürlich das
fränkische Seenland. Also schöne Ausflugsziele
gibt’s bei uns wirklich genug.
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Herr Helmhagen, Wendelstein ist für Sie...
...Heimat geworden.
Heimat im Wandel
Interview mit Egon Helmhagen, 73 Jahre, Entertainer