Freizeit und Erholung
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Wer schon einmal im Mai am alten Kanal zwischen
der Schleuse 53 und 57 Schlittschuh fahren hat
wollen, weiß, wie wertvoll solche Schilder sein
können. Ohne diese Warnung würde da einer
jämmerlich versumpfen.
Wer bei der Überquerung der Bundesstraße 8 bei
Pfeifferhütte zufällig nicht überfahren wird, befin-
det sich schon bald an der legendären Schleuse 36
in Burgthann: wo seinerzeit einige Dreikäsehoch
mit umgearbeiteten Sicherheitsnadeln und einer
Drachenschnur fette Karpfen ans Ufer gezogen
haben und als die berüchtigten Raubfischer von
Oberferrieden in die Polizeigeschichte eingegan-
gen sind.
Was dann kommt, davor muss dringend gewarnt
werden: die schlimme Schwarzenbacher Einöde –
keine Autobahn, keine Bundesstraßen, keine Staats-
straßen, kein Lärm, kein Dreck, keine Coladosen im
Wasser. Höchstens rauscht einmal das Schilf, blüht
ein Apfelbaum, pfopfert über dir ein Eichelhäher
oder lädt dich der Wirt vom Gasthaus Zum Ludwigs-
kanal auf eine Maß ein. Soweit die Seele schaut,
keine touristischen Sensationen.
Wir verweilen vor der verwitterten Holztafel mit der
Aufschrift: „Hier wurde am 12. Oktober 1935 der
Versicherungsagent Oswald Forster von Neumarkt
ermordet. Requiescat in pace.“ Auch wir ruhen in
Frieden und im Gras, trinken einen Schluck darauf,
dass der Forster Oswald hoffentlich im Paradies
gelandet ist, und denken uns, dass Schwarzenbach
am Ludwigskanal mit alten Apfelbäumen, Schilf,
Eichelhähern, Krähen, Karpfen und Sterbetafeln
wohl nie einen Ehrenplatz im Hochglanz-Reise
katalog kriegen wird. Und zweitens denken wir uns,
dass das viel wert ist und hoffentlich so bleibt.
Nach dem Dörlbacher Einschnitt sind wir schon in
der Oberpfalz, und am berühmten Zentralbahnhof
von Neumarkt bespricht man mit einem Bahnbe-
amten die Problematik eines Fahrradtransportes
zurück nach Nürnberg. Diese Besprechung dauert
ungefähr zwei bis drei Stunden, so dass man statt
der Unterhaltung mit einem Bahnbeamten auch
die Heimfahrt mit dem Rad wählen kann.“
Als „Spezi“ ist der Wendelsteiner Journalist und Autor Klaus Schamberger für seine geistreich witzigen Glossen
in ganz Franken bekannt