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O R T S T E I L E

„Item ein Wildensteiner von der Grun und Friedrich sein Bruder ha-

ben zu Burggut auf dem Hof zu Maroltsrwt …“ Mit diesen Worten in

einer Urkunde (

1362

) tritt

Marlesreuth

(reuth = Rodung, Marles =

marck = Grenze) erstmals offiziell in die Weltgeschichte ein. Man geht

jedoch von einer früheren Besiedlung aus (

1200-800

v. Chr.). Man

nimmt ebenso an, dass neben der Kirche ein

Schutz- und Wehrturm

gestanden hat. Die Überreste eines früh- und hochmittelalterlichen

Ringwalls

sind noch gut zu erkennen.

Die im Jahr

1440

erstmals urkundlich erwähnte Kirche ist

2006

umfassend saniert worden und der Stolz der Marlesreuther. Be-

sondere Schätze der Kirche sind der Kanzelaltar und der Taufengel.

Beide Kunstwerke stammen vom Hofer Bildhauer Wolfgang Adam

Knoll aus dem Jahr

1742

. Ein Blickfang ist auch die Kassetten-

decke mit 25 Motiven von der Schöp-

fung bis zum Pfingstereignis. Der Maler

Heinrich Matthäus Lohe aus Hof hatte die

Bilder

1717

gefertigt und in den Jah-

ren

1746/47

gemeinsam mit seinem

Sohn Heinrich Samuel Lohe überarbeitet.

Weitere bauliche Besonderheiten sind

das

evangelisch-lutherische Pfarrhaus

(

1893

) und das Webermuseum mit ori-

ginaler Handweberstube. Das Weberhaus

ist eines von vielen

Tropfhäusern

, in de-

nen früher die armen Leute wohnten: Ihr

Grundstück um das Haus ist nur so groß

gewesen, bis dahin, wo der Regen vom

Dach getropft ist. Ein wichtiger Bestand-

teil der Dorfgemeinschaft in dem fast 800

Einwohner zählenden Ort sind die

15 Vereine

und

Stammtische

sowie

die

Kirchengemeinde

, die auch mit Unterstützung der beiden großen

ansässigen Firmen (Gebr. Munzert, REHAU AG+Co) im Jahr

2012

die 650-Jahrfeier des Ortes gemeinsam organisiert haben. Die Frei-

zeitanlage in der Ortsmitte konnte in diesem Zusammenhang zum

Festplatz umgebaut und mit Hilfe des Erlöses aus dem Fest mit einem

großen Spielplatz

versehen werden. Übrigens: Die Kinder des Evang.

Kindergartens Marlesreuth unterstützen mit dem Projekt

„Nkara-

be-Kids for Kids“

einen Patenkindergarten in Südafrika.

Ein weiteres Wahrzeichen Marlesreuths ist der

„Kapfende Stein“

an

der Straße von Marlesreuth nach Selbitz. Das sagenumwobene Natur-

denkmal (etwa 350 Millionen Jahre alt) setzt sich aus zwei Gesteins-

arten zusammen: Aus dicken Kieselschieferbänken und dünnen Ton-

schieferlagen. Der „Kapfende Stein“ oder auch „kapferte Schtaa“ wird

wahrscheinlich so genannt, weil er etwas überhängt. Und Überhängen

heißt im Volksmund in Marlesreuth eben „Kapfen“. Vor dem Haus in

der Nailaer Straße 12 steht ein so genanntes Sühnekreuz, das im Jahr

1459

zur Sühne eines Mordes gesetzt worden ist, der sich in Marles-

reuth ereignet hatte. Von dort aus zogen früher auch die Leichenzüge

der verstorbenen Marlesreuther ab zum Friedhof – daher auch der

Begriff „Leichenstein“.

Marlesreuth