Geschichtliches
Um Bubenreuth, den „klingenden Ort“, unter dem Aspekt
des Streich- und Zupfinstrumentenbaus darzustellen, ist
es notwendig, auf die Ansiedlung der heimatvertriebenen
Sudetendeutschen einzugehen.
Der ehemalige Standraum des Musikinstrumentenbaus lag
im Erzgebirge. Die Städte Schönbach, Graslitz, Markneu
kirchen und Klingenthal bildeten das Zentrum des Musik
instrumentenbaues, so nannte man dieses Gebiet auch den
„Musikwinkel“. In Graslitz wurden Blech- und Holzblas
instrumente hergestellt, um Klingenthal gruppierten sich
die Harmonika- und Blasinstrumentenmacher, während in
Schönbach und Markneukirchen Streich- und Zupfinstru-
mente gefertigt wurden. Im geschichtlichen Rückblick
lässt sich feststellen, dass dieses Gebiet im 11. Jahrhundert
n. Chr. besiedelt wurde. Im 14. Jahrhundert setzte der Erz-
Der „klingende Ort“ Bubenreuth
Mit der Geigenbauersiedlung hat ab 1949 eine neue Epoche in Bubenreuth
und in der gesamten Entwicklung der traditionsreichen Geschichte des deutschen
Streich- und Zupfinstrumentenbaus begonnen.
bergbau ein. Die ersten Geigen- und Lautenbauer werden
Anfang des 17. Jahrhunderts erwähnt. Sie waren zu Beginn
nicht ausschließlich Musikinstrumentenbauer, sondern
übten gleichzeitig einen zweiten Beruf aus. Die damaligen
Kunden waren reiche Patrizier, die mindestens einmal im
Jahr in ihren Bergwerken nach dem Rechten sahen und als
Souvenir eine Geige oder Laute mit nach Hause nahmen.
Hauptursache für die Ausbreitung der Musikinstrumenten-
herstellung war der Niedergang des Erzbergbaues.
Die Geigenbauersiedlung
Aufgrund des Potsdamer Abkommens vom 2. August 1945
wurden über 3 Millionen Sudetendeutsche aus ihrer Heimat
vertrieben. Darunter befanden sich auch die Instrumenten-
bauer aus dem böhmischen Musikwinkel. Ein Teil kam in die
sowjetische Besatzungszone, der größere Teil nach Bayern.
Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft hatte im
Landkreis Erlangen eine Siedlung für 2000 Personen geplant.
Dass es zum Bau der „Geigenbauersiedlung“ in Bubenreuth
kam, ist dem damaligen Landrat Willi Hönekopp und dem
Bubenreuther Gemeinderat zu verdanken.
Am 20. Oktober 1949 fand die Grundsteinlegung zur
„Geigenbauersiedlung Bubenreuth“ statt. Damit begann
eine neue Epoche in der traditionsreichen Geschichte
des deutschen Streich- und Zupfinstrumentenbaus. Mit
Unterstützung der St.-Joseph-Stiftung Bamberg entstanden
in den Jahren 1949 bis 1961 insgesamt 238 Häuser mit
548 Wohnungen. Von entscheidender Bedeutung für den
Aufbau und die spätere Entwicklung des Musikinstru
mentenbaues war nicht zuletzt die günstige verkehrs
geographische Lage. Die unmittelbare Angrenzung an die
Stadt Erlangen bot dieser neuen Industriesiedlung zahl-
reiche Vorteile. So waren Einrichtungen wie Speditionen,
Zollamt, Banken, Postämter, die Industrie- und Handels-
kammer und die Handwerkskammer in nur geringer
Entfernung zu erreichen.
Bunte Vielfalt
Die Produktpalette des Streich- und Zupfinstrumenten-
bau-Zentrums lässt sich in die Gruppen Streich- und
Zupfinstrumenten-Hersteller und Bestandteil- und Zube-
hörmacher einteilen. In den Jahren des Aufbaus wurden
hauptsächlich Geigen (Violinen), Violas (Bratschen), Celli
Geigenbauer Wilhelm Roth, der jüngste Spross der
„Roth-Dynastie“, fertigt ein mit 3.000 Swarovski Kristallen
veredeltes Meisterinstrument.
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