Im Schwaiger Schlossbereich befindet sich ein weiteres
einstöckiges Halb-Walmdach-Haus mit z.T. wieder freige-
legtem Sandsteinerdgeschoss und Fachwerkgiebel. Es
dürfte aus der gleichen Zeit stammen wie der Malms
bacher Falkhof. Dieses sog. „Taglöhnerhaus‘“ diente seit
dem 17. Jhdt. den Bediensteten des Herrensitzes als Woh-
nung. Die westlich anschließende Schlossanlage wurde
im 18. Jhdt. entscheidend durch die Familie Waldstromer
geprägt. Dabei entstand ein schlichter dreigeschossiger
Bau mit (älterem) Treppenturm an der Südseite. Der
1. Stock weist eine Rokoko-Stuckdecke auf.
Im nördlich der Parkstraße gelegenen ehemaligen Schloss
garten wurde ein kleines barockes Sommer- und Lusthaus
errichtet, das auf jetzigem Privatgrund leider nur noch
von weitem zu bewundern ist. Auf dem Kupferstich von
Christoph Wilhelm Bock von 1771 ist das bis heute erhal-
tene Schlossensemble einschließlich der Nebengebäude
und Scheune (jetzt Gemeindebücherei) gut zu erkennen.
1821 ließen die Waldstromer das Zeidelmuttergut in sie-
ben Komplexe aufteilen. Sie behielten das Schloss. Als
das Geschlecht 1844 erlosch, ging der Herrensitz in häu-
fig wechselnde bürgerliche Hände über. 1895 wurden die
Schwaiger offiziell von Mögeldorf in die evangelische Kir-
chengemeinde Behringersdorf umgepfarrt. Wegen des
massiven Bevölkerungszuwachses durch Heimatvertrie-
bene nach 1945 benötigte man in Schwaig einen eigenen
Kirchenraum. Deshalb kaufte die Behringersdorfer Pfarrei
1952 das Schwaiger Schloss und verwandelte das Erdge-
schoss in einen Gottesdienstraum.
Die wenigen Katholiken in Behringersdorf und Schwaig
wurden von der Pfarrei Neunkirchen am Sand seelsorge-
risch betreut und auch dort bestattet. Als nach 1900 ihre
Zahl wuchs, bemühten sie sich um ein eigenes Gottes-
haus. 1921 schenkte der jüdische Kaufmann Ernst Reizen-
stein eine Remise in der Laufer Straße, die zum Betsaal
umgebaut und feierlich eingeweiht wurde. 45 Jahre lang,
bis 1965, feierten die Katholiken von Schwaig und Behrin-
gersdorf hier Gottesdienst. Danach wurde das ehemalige
Kino an der Norisstraße zur Kirche St. Josef, um- und
ausgebaut.
Ende der 1960er Jahre entstand in „Südschwaig“ bei der
neu errichteten Südschule und dem neuen Rathaus die
kath. Kirche St. Paul und die evang. Thomaskirche jeweils
mit Pfarrhaus, Gemeindesaal und Kindergarten. 1971
erwarb die bürgerliche Gemeinde das Schloss einschließ-
lich der Nebengebäude. 1989-92 wurde der ganze Bereich
saniert und um einen großen Schlosshof das jetzige Kul-
turzentrum geschaffen.
Ortsmitte
Schloss
Kultur
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