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W I R T S C H A F T
„Wir stehen hinter dem
Reinheitsgebot!“
Interview mit Walid Aziz, Chef der Frankenwälder
Bürgerbräu
Herr Aziz, Sie haben im Jahr 2010 die Frankenwäl-
der Bürgerbräu, 2012 die Ahornberger Brauerei und
2016 letztendlich auch die offiziellen Braurechte der
Gottsmannsgrüner Brauerei übernommen. Was hat
sich seitdem getan?
In Naila gab es früher mehrere Brauereien. Als die letzte noch aktive
Brauerei zusperrte, ging für mich ein Stück Heimatgeschichte verlo-
ren, deswegen wollte ich mich gerne für die Bierkultur in Naila en-
gagieren. Unsere drei ehemals selbstständigen Brauereien sind nun
unter dem Namen Frankenwälder Brauhaus neu firmiert. Heute haben
wir unsere Biermengen um das achtfache im Vergleich zum Jahr 2010
gesteigert, was allerdings auch notwendig ist, um zu bestehen. Und
alleine schafft man es nicht, in Zukunft müssen sich vielleicht immer
mehr Brauereien zusammenschließen, auch wenn das erst mal keiner
will. Wir haben bislang jedes Jahr am Standort Naila in den techni-
schen Fortschritt investiert, wir möchten diesen Standort auch künftig
weiter ausbauen, stabilisieren und halten.
Wie heben Sie sich von Großbrauereien ab, die mit
einem schier unerschöpflichen Marketingbudget
aufwarten?
Ein festes Marketingbudget haben wir eigentlich nicht. Unsere Aktivi-
täten in diesem Bereich passieren eher spontan. Wir arbeiten derzeit
allerdings intensiv an Social Media, womit wir vor allem die Zielgruppe
der jungen Erwachsenen ansprechen wollen. Vieles läuft bei uns noch
über die klassische Mund-zu-Mund-Propaganda.
Was halten Sie vom aktuellen Craft-Beer Trend?
Craft-Beer machen wir in diesem Sinne schon immer. Unser Bier wird
handwerklich hergestellt, auch mit den modernen Anlagen bestimmt
kein PC-Programm die Produktion. Vor allem junge Brauereien set-
zen auf Craft-Beer, verlassen aber meiner Meinung nach zu oft das
Reinheitsgebot. Sie mischen unterschiedlichste Zutaten zusammen,
der Absatz ist dann die Schwierigkeit. Wir stehen hinter dem Bayeri-
schen Reinheitsgebot, mehr als diese vier Zutaten braucht es nicht.
18 verschiedene Biere brauen wir nach diesem Gebot, besonders stolz
sind wir auf unser unfiltriertes Bier im Fass, das rein und urig ist, so
wie früher eben.
Wo kann man Ihr Bier, abgesehen vom Direktver-
kauf an der Brauerei, kaufen? Wer legt besonderen
Wert auf Qualität aus Naila?
Unsere Biere gibt es bei regionalen Getränkehändlern ca. 40 Kilome-
ter um Naila herum, auch in Norddeutschland beliefern wir den Ge-
tränkehandel, da dort vor allem das Ahornberger verwurzelt ist. Seit
2011 haben wir das Auslandsgeschäft in China, Australien, Italien und
Frankreich gestartet. Das oberfränkische Bier genießt weltweit einen
hervorragenden Ruf.
Welche sind Ihre besonderen Biere und welches ist
Ihr persönliches Lieblingsbier?
Das „Flämmla“ haben wir den Nailaer Bürgern gewidmet. Da sie
bekanntermaßen mehrmals ihre Stadt angezündet haben und auch
„Ozünder“ genannt werden, bekam das dunkle Malzbier diesen flam-
menden Namen. Ein „Frauenbier“ haben wir auch im Angebot – das
„Fichtenschnittla“, ist wie der Name schon sagt ein Schnitt, also
kein ganzes Bier. Wir liefern es daher in einer 0,33-Flasche und es
schmeckt weniger herb, mehr süßlich. Ich trinke am liebsten das Frän-
kische Helle unserer 1464 Bürgerbräu.