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K U L T U R
Historische Gebäude
in Naila
Man kann zwar nicht einfach reinspazieren und sie besichtigen, aber
wer sich wirklich für sie interessiert, den führt Ernst Heckel (83) gerne
durch die jahrhundertealte Geschichte eines einzigartigen Gebäudes:
die
Marmormühle
, das
älteste Haus Nailas
. Das Haus der Mühle, das
Ernst Heckels Familie seit
1825
bewohnt, ist 32 Meter lang, allein
das Dach – getragen nur von vier schwebenden Querbalken – ist 640
Quadratmeter groß. Im Jahr
1625
hat man die Mühle als Werkmühle
errichtet, um mit ihrer Hilfe Wasser aus den Bergwerksschächten des
Wilden Mannes (Eröffnung
1471
) zu pumpen.
Im 18. Jahrhundert hat man dann mit der Kraft der Mühle Marmorplat-
ten aus dem nahegelegenen Marmorbruch geschnitten – daher auch
der Name Marmormühle. Vor einigen Jahren nun hat man die Mühle
in ein Kraftwerk umgebaut, wo mit Wasserkraft Strom erzeugt wird.
Im Ortsteil Marxgrün zeugen noch Gebäude von den Zeiten, in denen
der Bergbau die Menschen in Naila zu Wohlstand gebracht hat: Das
ehemalige Herrenhaus des Löwelschen Hammerguts
(Griesbacher
Weg 16) ist heute im Privatbesitz, ebenso die am Ortsausgang nach
Lichtenberg verträumt gelegene
Modelsmühle
(erbaut
1643
), die
heute ein Biobauernhof ist.
Dazu kommt dann noch das
ehemalige Hammerschloss
(Unterklin-
gensporn): Dieses Gut in Unterklingensporn, in dessen ehemaligem
Gesindehaus man jetzt in stilvollen und charmant eingerichteten
Ferienwohnungen
Urlaub machen kann, ist schon
1248
zum ersten
Mal als Lehen eines königlichen Leibarztes erwähnt worden. Im Jahr
1695
wird das Gut im Juli überfallen. „Die Räuber drangen mit bren-
nenden Fackeln in das Haus, banden, knebelten und misshandelten
den Hausherren und das Gesinde auf schaudererregende Weise und
hieben der Hausfrau sogar ein Ohr ab.“ (Auszug aus „Alt Hof,
1931
).
Im Jahr
1703
sind die vier Anführer in Hof vor dem Rathaus öffent-
lich hingerichtet worden. Zwanzig Jahre später hat Christian Heinrich
Löwel das Hammerwerk und die Gruben- und Hüttenbetriebe erwor-
ben und das Herrenhaus zu einem barocken Hammerschloss umge-
baut. Eine Besichtigung des Gutes ist nicht möglich.
Spannendes Detail:
Der Bankier und Bergwerksbesitzer Johannn
Christian Löwel war ein Freund des Bayerischen Königs Ludwig I.
Der hatte eine Affäre mit der Tänzerin Lola Montez. Als Lola Montez
München verlassen musste, versteckte sie sich im Hammerschloss
in Unterklingensporn, wo sie der König wohl mehrmals besucht hat.
Mit silbernen Geräten (Weinkelch und Hostienteller), die die Adels-
familie von Wildenstein im 17. Jahrhundert gestiftet hat, feiern die
Marlesreuther noch heute ihr Abendmahl in der evangelischen Dorf-
kirche in Marlesreuth.
Schon im Jahr
1440
wird von einer „Capelle in Marcksreut“ berich-
tet, die jedoch ein Blitz
1576
zerstört. Wann und von wem die Kir-
che wieder aufgebaut worden ist, weiß man nicht. In ihr kann man
jedoch einige Highlights bestaunen: Den reich verzierten Barockaltar
(
1747
), die Holzkassettendecke (
1717
) mit 25 Bildern, zwei bemal-
te Teile eines Altars aus vorreformatorischer Zeit (am Aufgang zur Em-
pore), die Orgel (
1719
), die große Glocke (
1729
) sowie Epitaphien
von vier adligen Grabmälern.
Altar der Kirche Marlesreuth