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K U L T U R
Weberhaus in Marlesreuth
Alte Webstühle, Spulen, Möbel aus der Zeit um
1900
– all das und
noch viel mehr können die Besucher im Weberhaus in Marlesreuth
bewundern. Das Weberhaus ist eines der ältesten Häuser in Marles-
reuth. Die Weberei, vor allem die Hausweberei ist im 19. Jahrhundert
eine der wichtigsten Arbeiten neben der Landwirtschaft gewesen, mit
der die Marlesreuther ihren Lebensunterhalt gestemmt haben.
Im Jahr
1880
gab es in Marlesreuth 110 Häuser und 185 Webstühle.
Von dieser Zeit, da das alte „Wieb“ das Leben der Marlesreuther zum
großen Teil bestimmt hat, erzählen die Ausstellungsstücke im Weber-
haus.
„Waschtag“ im Weberhaus Marlesreuth
Wie war Ihr erstes Gefühl, als Sie Nailaer Boden
unter den Füßen hatten?
Es war überwältigend. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben.
Wir waren so glücklich, dass die Flucht geglückt war.
Wie hat man Sie in Naila empfangen?
Es gab einen riesigen Empfang. Die Menschen waren sehr nett
und hilfsbereit. Sie haben uns mit Kleidung und Essen versorgt.
Ein Metzger aus Marxgrün hat uns sogar gleich was zu essen ge-
bracht, obwohl doch Sonntag war. Die Kinder haben Schuhe aus
der Nailaer Schuhfabrik bekommen.
Wie haben Sie dort am Anfang gelebt?
Der damalige Bürgermeister Robert Strobel hat uns gleich Woh-
nungen angeboten. Zuerst haben wir allerdings im Hotel ge-
wohnt, in Alexander Hermanns Hotel in Wirsberg im Hotel „Zur
Post“. Der „Stern“ hatte uns da untergebracht.
Meine Familie hat dann ein Jahr in Naila gelebt. Ich habe eine
Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht, meine Frau hat eine
Anstellung als Verkäuferin bekommen und unsere Kinder
sind in den Kindergarten gegangen. Dann musste unser
Haus abgerissen werden und wir sind umgezogen. Erst
nach Schauenstein, dann nach Hof. Jetzt leben wir in
Döhlau – Tauperlitz.
Was bedeutet Naila für Sie?
Naila hat für uns eine sehr große Bedeutung. Es war die
erste Heimat in unserem neuen Leben. Wenn ich früher
als Außendienstler in der Gegend unterwegs war, habe
ich immer einen Abstecher nach Naila gemacht. Wir
fühlen uns Naila sehr verbunden.
Interview mit Günter Wetzel: