Der Landkreis Roth - page 162

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Kaum irgendwo hatte die Gebietsreform so
wechselvolle Auswirkungen wie hier. Die
Jahre des Umbaus waren turbulent ver-
laufen: Während sich einige Dörfer schon
frühzeitig freiwillig anschlossen, bedurfte
es unzähliger lebhafter Bürgerversamm-
lungen, bis 1978 per Regierungsbeschluss
die neue Kommune mit den Altgemeinden
Kammerstein, Barthelmesaurach und Vol-
kersgau gebildet wurde.
Gemeinsam mit der Gemeinde Rohr wurde
Kammerstein fortan von der „Verwaltungs-
gemeinschaft Schwabachtal“ mit Sitz in
Schwabach verwaltet. Diese Entscheidung
tat den Kammersteinern damals oft weh:
Viel wichtige Infrastruktur und Gemein-
schaftssinn ging in den Folgejahren verlo-
ren.
Erst mit der Auflösung dieser ungeliebten
Zweckehe, in der es nicht wirklich gelun-
gen war, eine gemeinsame Identität zu fin-
den, bekam Kammerstein zum 1. Januar
1998 nicht nur ein eigenes Rathaus, auch
frisches Selbstbewusstsein und kräftigen
Aufwind.
Klasse statt Masse
Über hundert Kammersteiner hatten da-
mals selbst die Ärmel hochgekrempelt,
um das ehemalige Wildmeisterhaus zum
neuen symbolischen Mittelpunkt der Ge-
meinde umzubauen. Der Gemeinschafts-
sinn war wiedererwacht. Seitdem blüht die
ländliche Gemeinde, an der Schnittstelle
zwischen Stadt und Land, förmlich auf und
mauserte sich zum beliebten Wohn- und
attraktiven Gewerbestandort zwischen
Nürnberg und dem Fränkischen Seenland.
Intakte Dörfer, die Pflege der örtlichen
Identität und ein nach vorn gerichteter
Blick machen den besonderen Charme der
kleinen Gemeinde aus.
Nach wie vor spielt die Landwirtschaft hier
eine wichtige Rolle. Kammerstein ist eine
der wichtigsten Tabakanbaugemeinden
in Deutschland. Die familienfreundliche
Landgemeinde hat sich aber auch einen
Namen als gentechnikfreie Energie-Pilot-
gemeinde gemacht, in der Energieeffizienz
und Klimaschutz ganz oben auf der loka-
len Agenda stehen. Beim Ortsteil Albers-
reuth ist die größte Photovoltaikanlage des
Landkreises zu finden.
Sagenwanderweg, Jakobuswanderweg
und viele andere gepflegte Rad- und Wan-
derwege durchziehen die idyllische Land-
schaft zwischen Heidenberg, Aurach- und
Volkachtal. Eine rührige Kulturszene und
ein reges Vereinsleben sorgen dafür, dass
in Kammerstein für Bürger und Gäste im-
mer etwas los ist.
Geradezu symbolisch für das große Selbst-
bewusstsein der kleinen Gemeinde ist die
Tatsache, dass man hier eine lebendige
Partnerschaft ausgerechnet mit der itali-
enischen Kulturstadt Verona pflegt. Das
große Sagenfest Anfang Mai und der weih-
nachtliche Waldmarkt, der Kammersteiner
Musiksommer, Kunstweg und Georgiritt
locken regelmäßig Scharen von Besuchern
in den kleinen Ort.
TIPP:
Wer Ruhe sucht, der findet sie hier: Ki-
lometerlange naturbelassene Waldwege,
die von wunderschönen Bachläufen und
idyllischen Quellen gesäumt werden,
verschaffen stille Naturerlebnisse gleich
vor der Haustür.
Kammerstein
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