Informationsbroschüre Stadt Roth - page 134

Schmankerl und Gruseliges
Schmankerl und Gruseliges
Die sture Anna
Die Annagasse in Roth war – wie der Name
schon sagt – früher ein sehr, sehr schmaler Weg.
Dieser Weg sollte Anfang des 20. Jahrhunderts
verbreitert werden, damit dort neue Wasserlei-
tungen gelegt werden konnten. Alle Anlieger
gaben einen Teil ihres Grundstücks dafür ab.
Nur eine Frau nicht: Anna Pförtner. Sie weiger-
te sich vehement, ihren Zaun zu versetzen. Da
sah Bürgermeister Ludwig Graff nur noch einen
Ausweg, einen Tausch: Wenn sie einen Teil ihres
Grundstückes abgebe, so solle die Straße nach
ihr benannt werden. Eine gute Idee fand Anna
Pförtner. Sie ließ sich auf den Tausch ein. Seit-
dem heißt die Straße, die die Gartenstraße mit
der Hilpoltsteiner Straße verbindet, Annagasse.
Auf Spurensuche im Schloss
Um Schwedens Königin Christina (1626-1689)
ranken sich viele Mythen und Gerüchte. Eines
dieser Gerüchte hatte mit ihrem Auftreten zu
tun. Viele Zeitgenossen hielten sie für bisexu-
ell, lesbisch oder gar für einen Hermaphroditen.
Christina, die niemals geheiratet hat, hatte we-
nig Weibliches an sich. Sie kleidete sich ganz
untypisch für eine Frau zu der Zeit in Hosen und
Stiefel und ließ sich sogar die Haare wie ein
Mann schneiden. Auf alle Fälle hatte man auch
in Roth von allen diesen Gerüchten gehört. Und
als nun Christina von Schweden im Frühjahr
1662 (da war sie übrigens keine Königin mehr)
während einer ihrer Reisen in Roth einen Zwi-
schenstopp einlegte, wollte wohl Oberstallmeis-
ter von Crailsheim, einer ihrer Begleiter, das
Geheimnis lüften: Angeblich hat der Oberstall-
meister ein Loch in die Küchentür gebohrt, um
Christina unter ihre Röcke zu schielen, während
diese die Treppen erklomm. Das Ergebnis seiner
Nachforschungen ist – leider – nicht bekannt.
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Frühes Gerichtswesen
Die ersten Gerichtsverhandlungen hat es in Roth
wahrscheinlich schon vor dem 12. Jahrhundert
gegeben. Wo sich heute die Straße „Am Hoch-
gericht“ befindet, stand der Galgen. Sie wurden
im Freien abgehalten. Dort wurden die Verur-
teilten hingerichtet, gebrandmarkt oder gerä-
dert. Historische Karten zeigen, wie der Rother
Galgen ausgesehen hat: drei Säulen, die mit
drei Balken verbunden gewesen sind. An den
Querbalken kamen die Stricke. Zwischen dem
11. und 12. Jahrhundert befand sich das Gericht
am heutigen Willy-Supf-Platz. Mitte des 14.
Jahrhunderts wurde in einer Kanzlei am Markt-
platz Recht gesprochen. Es ist belegt, dass das
Gericht im Jahr 1480 aus einem Richter, zwölf
Schöffen, je einem Fürsprecher für den Kläger
und den Angeklagten sowie zwei Geschworenen
bestand.
Der mutige Markgraf
Markgraf Georg der Fromme war ein Bekannter
von Martin Luther. Der Markgraf von Branden-
burg-Ansbach hat sich schon sehr früh für den
Protestantismus eingesetzt und auf dem Reichs-
tag in Speyer 1529 die
Protestation zu Speyer
unterzeichnet. Im Jahr 1530 hat er Luther zum
Reichstag nach Augsburg begleitet. Und da soll
er zu Kaiser Karl V. gesagt haben, dass er sich
lieber den Kopf abschlagen lassen würde, als
dem neuen Glauben abzuschwören. Darauf soll
Kaiser Karl V. geantwortet haben:
„Löver Fürst,
nit Kop ab, nit Kop ab!“
Diese Geschichten entnahmen wir dem Buch
„Roth von A bis Z“ – ein Kulturgeschichtliches
Stadtlexikon (Guido Schmid und Sabine Brehm)
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