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Persönlichkeiten der Stadt Burglengenfeld

Josef Schmid: Kämpfer gegen die

Schreckensherrschaft der Nazis

Für die politische Geschichte Burglengenfelds im 20.

Jahrhundert ist der 1945 von den Nationalsozialisten

ermordete Josef Schmid eine der bedeutendsten Per-

sönlichkeiten.

Geboren am 15. September 1885 in Burglengenfeld,

erlernte Schmid das Malerhandwerk. Sein Nachlass,

darunter auch seine erschütternden handschriftlichen

Briefe aus der KZ-Haft, wird von seiner Enkelin in Ehren

gehalten.

Nach dem 1. Weltkrieg entwickelte Schmid eine pazifisti-

sche und antimonarchistische Gesinnung und wurde im

Herbst 1918 Vorsitzender des „Arbeiter-, Soldaten- und

Bauernrates“ in Burglengenfeld. Als „Rädelsführer“, un-

ter anderem beim sog. „Blutigen Palmsonntag“ in Kall-

münz, wurde er nach dem Scheitern der Räterepublik

zu Festungshaft in Landsberg/Lech verurteilt. Er schloss

sich der USP, später KPD an und wurde in den Stadtrat

gewählt. Als überzeugter Freigeist unterstützte er die

Gründung der Arbeitergesangvereine in Burglengenfeld

und Leonberg sowie der unabhängigen Konsumvereine

in der Region. Für die U.S.P.D. kandidierte er für den

bayerischen Landtag, verließ die Unabhängigen Sozia-

listen aber 1927 wieder, weil er Stalins Methoden in der

Sowjetunion scharf verurteilte.

Im März 1933 wurde Josef Schmid mit weiteren 85

Kommunisten und Sozialdemokraten sowie fünf Reichs-

bannerführern aus Burglengenfeld verhaftet und ins neu

gegründete KZ Dachau verbracht, am 1. Mai 1934 bei ei-

ner Generalamnestie aber zunächst wieder freigelassen.

Nach erneuter Verhaftung im Frühjahr 1940 wird Schmid

jedoch als „geistiger Leiter der KPD in Burglengenfeld

und Umgebung“ und wegen öffentlich geäußerter Zweifel

an der NS-Propaganda durch das Sondergericht Nürn-

berg zu 1,5 Jahren Gefängnis verurteilt. Im Dezember

1941 wurde er ins KZ Dachau und später in verschie-

dene Außenlager verbracht. In Dachau verstarb er am

26. Mai 1945 – also mehrere Wochen nach Kriegsende

– an den Folgen einer Fleckfieber-Injektion. Sein Leich-

nam wurde unter großer Beteiligung der Bevölkerung

im Burglengenfelder Ehrenhain beigesetzt, der an die

Opfer des „Blutigen Palmsonntags“ erinnert: Johann

Brandner, Johann Koller und Fritz Rosenmüller waren

erschossen worden, als sie am 13. April 1919 in Kallmünz

„bedrängten Arbeitern zu Hilfe eilten“. Die ehemals nach

demNationalsozialisten Albert Leo Schlageter benannte

Straße wurde 1945 in Josef-Schmid-Straße umbenannt.

Bei regelmäßigen Führungen zu den künstlerisch und his-

torisch bedeutsamen Grabdenkmälern auf dem Friedhof

wird auch der Ehrenhain aufgesucht und die bewegen-

de Lebensgeschichte des NS-Widerständlers erläutert.

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